Theater 1987 am LMG


Inhaltsverzeichnis

des Programmhefts der Theater AG des Lise-Meitner-Gymnasiums zu

Grover's Corner - Die Schildwache

DIE AMERIKANISCHE KLEINSTADT

Übersetzung des Vorworts der englischen Ausgabe

Grant Wood, American Gothic 1930

Klischee und Heimweh

Der Plan

Besetzung und Stab der Aufführung

Song: Art Thou Weary

Song: Blest Be The Tie That Binds

Zum Friedhof ging ich und wollte die Toten besuchen,...

Hochzeitstag


DIE AMERIKANISCHE KLEINSTADT

Man darf die amerikanische Kleinstadt nicht mit unseren Maßstäben messen. Diese sogenannten "Towns" des späten 18, und 19. Jahrhunderts bildeten sich um statisch-zentrale Funktionen zu übernehmen, da jeder Siedler per Gesetz verpflichtet war bei einer Landverleihung bzw. Bestätigung durch den Staat auf seinem Land zu siedeln. So ist die Einzelhofsiedlung ein Charakteristikum des Mittelwestens. In den Städten nahmen natürlich gewisse Einrichtungen eine zentrale Rolle ein, die sie lange behielten, wie beispielsweise in "Unsere kleine Stadt" der Drugstore. Einst Versorgungsstelle für Siedler nun ein inoffizieller städtischer Treffpunkt. So ist die Kleinstadt in Verbindung mit diesem historischen Hintergrund im 20.Jahrhundert zu einem Symbol geworden. Zum Symbol des neuen, wahren Amerika. Mag der Kleinstädter oft Hinterwäldler genannt werden, aber dort bei dem einsamen Siedler, der mit oder für seine Familie die Sicherheit der Stadt verlässt um in der Wildnis ein Heim, eine Stadt zu gründen, dort liegt der Ursprung der städtischen Geschichte und solcher Helden wie "Lone Ranger" oder "Rambo".

Die Kleinstadt kennt aber auch andere Helden, Leute, die einfach etwas besser können als der Rest der Stadt. George und Emily sind solche Helden. George, der mit seinem sportlichen Talent heute sicher Millionen verdienen könnte, oder Emily, die mit Fleiß und Klugheit überschüttet zu sein scheint. Ihre Beliebtheit äußert sich in der Wahl zum Schülerpräsidenten bzw. zur Stellvertreterin. So ist diese scheinbar wertlose Auszeichnung die Berühmtheit der Unberühmten, ein anspruchsloser Ruhm, der sich mit dem jedes Filmhelden oder Präsidenten messen kann, da er ein bisschen von dem, was Glück ist, ausmacht. Die Unberühmten werden zum Spiegelbild der Berühmten, die kleine Stadt wird zum Spiegelbild des Lebens selbst.


Übersetzung des Vorwortes der englischen Ausgabe

Thornton Wilders "Unsere kleine Stadt" ist eines der Werke, denen man von Anfang an mit besonderer Achtung begegnete. Alexander Wollcott, ein bekannter amerikanischer Schriftsteller schrieb über den tiefen Eindruck, den es auf das Publikum machte: "In all meinen Jahren, die ich nun ins Theater gehe, hat mich kein Stück so bewegt."

"Die Routine des Alltäglichen unter dem Licht der Ewigkeit", war die Ansicht, die man verallgemeinerte: "Nicht eine Imitation des Lebens, sondern ein bisschen Herzschlag und ein paar Wunder des Lebens selbst. Ein wenig von seiner Geheimnissen und ein wenig von seiner Poesie." Diese Meinungen sind nun all die Jahre, seit das Stück zum ersten Mal in Henry Millers Theater in New York aufgeführt worden ist, beständig geblieben. Die Einfachheit der Sprache, die Aufmerksamkeit, die der Autor den alltäglichen Sorgen und Freuden schenkte, schuf diese Atmosphäre einer seltsamen Würde.

Die Handlung hat wenig dramatische Spannung im üblichen Sinne. Der erste Akt enthüllt den historischen, sozialen und kulturellen Hintergrund der Stadt und wird "tägliches Leben" genannt. Er bringt uns in die Familien von Dr. Gibbs und Redakteur Webb, wo wir zur Frühstückszeit ankommen und durch den ganzen Tag geführt werden.

Der zweite Akt handelt von der Liebe und Heirat George Gibbs und Emily Webbs. Er gipfelt in der Hochzeitszeremonie, die sich als Szene von bewegender Eindruckskraft beweist. Der dritte Akt führt uns zum Friedhof oberhalb der Stadt, wo die Toten geduldig auf das warten, was kommt. "Jeder weiß, dass etwas ewig ist", erklärt der Spielleiter am Anfang der Szene. Die Toten wissen auch davon: "Wir denken nur daran, was kommt und sind bereit, für das, was kommt." In deren Mitte wird die junge Frau geführt. Es ist hart für sie, die Vergangenheit zu vergessen und zu leben und zu hoffen für eine Welt, die noch kommt. "Wie kann ich jemals dieses Leben vergessen? Es ist alles, was ich kenne, es ist alles, was ich besaß."

Erst nach ihrer Rückkehr auf die Erde weiß sie, dass es unmöglich ist, die Vergangenheit wiederzubeleben und wie wenig die lebenden Menschen wahre Freude genießen. "Oh Erde, Du bist zu schön, als dass irgendjemand Dich begreifen könnte."

"Unsere kleine Stadt" ist Thornton Wilders erstes dramatisches Meisterstück. Ihm gingen viele, und lange dramatische. Studien voraus, deren Anfänge bis in die College-Tage des Autors reichen.

"Unsere kleine Stadt" wurde in deutscher Sprache 1939 in der Schweiz erstmalig aufgeführt. Den Horizont der Ideen, die das literarische „Werk, erschließt, kann man auf den Erziehungsweg des Autors zurückführen. Geboren 1897 in Madison, Wisconsin, wurde er in China erzogen, nachdem sein Vater, ein früherer Zeitungsredakteur, 1906 zum Generalkonsul ernannt wurde. Er kehrte 1914 nach Amerika zurück, besuchte das Oberlin College und graduierte 1920 in Yale mit einem Bachelor of Arts. Im folgenden Jahr war er an der amerikanischen Akademie in Rom. Nach seiner Rückkehr wurde er Heimleiter an der Lawrenceville Schule in New Jersey, später Lehrer an der Chicagoer Universität. 1950 wurde er Professor an der Harvard Universität, Massachusetts, Amerikas ältester Universität. 1957 erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Er starb, am 07.12.1975 in Händen, USA.

"Unsere kleine Stadt" steht an erster Stelle unter Wilders Stücken. Es steht immer noch hoch in der Gunst des deutschen Publikums, das seinen Charme in unzähligen Aufführungen auf der Bühne, im Radio und im Fernsehen genießt. Möge es den Leser und Zuschauer weiter mit seiner Schönheit und Wahrheit faszinieren, möge es die Absicht des Autors erklären und festigen, der "Unsere kleine Stadt" als "einen Versuch einen Wert, über alle Preise hinaus, für die Geschehnisse des täglichen Lebens zu finden" sah.


Grant Wood


Klischee und Heimweh

Wie Dallas aussieht, weiß heute jedermann. Und in den Straßen von San Francisco fühlen sich viele heimischer als in den Straßen der eigenen Stadt. Die Skyline von Manhattan als Fototapete findet sich vermutlich in mehr Wohnstuben der „alten Welt" als im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten". An Klischees ist unser Amerika-Bild reich: Coca-Cola und Hamburger, Disneyland und Dallas, Luxusvillen und Fast-Food-Buden, Sternenbanner und Pathos, monotone Vorstädte und Wolkenkratzer, Highways und saftige Prärien. Kriminalität und Drogen, kerlige Cowboys und blaugrau gefärbte Damen mit Schmetterlingssonnenbrillen.

Wer erklärt mir mein Heimweh nach Amerika? Wie muss der Ton beschaffen sein, der von hier nach Texas reicht und so lange hält wie dort der schöne Himmel?

Wohin mit den zierlichen Eichen, den Zedern, den unzähligen, die mir im Kopf nachgewachsen sind?

Was anfangen mit unsterblichen Sätzen aus dem Supermarkt, die noch an sich haben die südliche Windung der Lippen, aus der sie entstanden?

Warum bleibt mir die Tankstelle, als wäre sie von Michelangelo?

Hat mir das New Yorker Renommierblatt nicht das Gruseln beigebracht durch seine eingenommene Gelassenheit?


Der Plan


Besetzung

Spielleiter

Julia Gibbs

Frank Gibbs

George Gibbs

Rebekka Gibbs

Myrtle Webb

Charles Webb

Emily Webb

Willy Webb

Joe Crowell

Si Crowell

Howie Newsome

Prof. Willard

Simon Stimson

Louella Soames

Polizist Warren

Joe Stoddard

Sam Craig

Mann im Zuschauerraum

Frau im Zuschauerraum

Eine Tote

Footballspieler, Sargträger

Volker Mantel

Gabi Reuland

Jan Wilkopp

Ralf Krüger

Yvonne Wannau

Tanja Bartnick

Bojan Vuletic

Anke Petermann

Pascal Heithorn

Liana Eucker

Veit Hillebrand

Anne Konnertz

Guido Rubruck

Florence Radon

Svenja Maas

Peter Jablonowski

Melanie Wankeil

Roberto Verdugo

Barbara Stiller

Chiara Ferrau

Silke Winkelsträter

Matthias Herfen u.a.

STAB

Beleuchtung

Klavier

Kostüme

Maske

Plakat

Programmheft

Souffleuse

Ton

Regie

Ralf Arnold, Stefan Kochwatsch, Christian Baumann

Constanze Bergemann

Gabi Reuland, Yvonne Wannau

Gabi Reuland, Cordula Brune, Anne Konnertz

Thomas Brune

Ralf Krüger

Claudia Brand

Olav Sehlbach

Vanessa Lahnstein, Nadja Rößner und

Horst Riemenschneider

Aufführungsdauer ca. 2 Stunden

Pausen nach dem 1. und 2. Akt

Wir danken den Mitgliedern der Kantorei der Matthäi-Kirche unter der Leitung von Frau Wiltrud Fuchs für das Einstudieren der Kirchenlieder.


Art Thou Weary


Blest be the tie that binds


Zum Friedhof ging ich

und wollte die Toten besuchen

von Richard Eberhart

Zum Friedhof ging ich und wollte die

Toten besuchen,

Die Eisentore waren zu, ich konnte nicht

hinein. Ein goldener Fasan saß auf dunkelm

Kieferzweig Und stierte methodisch in den

Sonnenuntergang.

Sprach ich: Herr Fasan, zwinkern Sie mir

nicht zu, Genug weiß ich von dunkelm

Augenschmerz Und kann Sie nicht bewundern; doch

überantworten Will ich Sie den Dachbalken des

Montaigne.

Wer mit dem Absoluten spricht, grüßt

einen Schatten.

Wer sich selbst sucht, wird sich verlieren.

Und goldene Fasanen sind keine Hilfe,

Tat muss gelernt sein aus Liebe zum Menschen.


Hochzeitstag

aus "Die Nick Adams Stories" von Ernest Hemingway

Er war Schwimmen gewesen und wusch sich jetzt die Füße in der Waschschüssel, nachdem er barfuß den Hügel hinaufgegangen war. Es war heiß im Zimmer, und Dutch und Luman standen herum und wirkten nervös. Nick holte frische Unterwäsche und frische seidene Socken aus der Kommodenschublade, neue Sockenhalter, ein weißes Hemd und den Kragen und begann sich anzuziehen. Er stand vor dem Spiegel und band die Krawatte. Beim Anblick von Dutch und Luman musste er an die Umkleideräume vor Boxkämpfen oder Footballspielen denken. Ihre Nervosität machte ihm Spaß. Er fragte sich, ob sie sich wohl ähnlich verhalten hätten, wenn er jetzt gehängt werden sollte. Vermutlich. Er begriff alles immer erst in dem Augenblick, in dem es geschah. Dutch ging einen Korkenzieher holen, kam wieder herein und machte die Flasche auf.

«Nimm einen ordentlichen Schluck, Dutch.»

«Nach dir, Stein.»

«Ach was. Trink schon!»

Dutch nahm einen großen, tüchtigen Schluck. Nick ärgerte sich darüber. Sie hatten schließlich nur diese eine Flasche Whiskey. Dutch reichte ihm die Flasche. Er gab sie Luman. Luman nahm einen etwas kleineren Schluck als Dutch.

«Jetzt du, Stein, alter Knabe.» Er hielt Nick die Flasche hin.

Nick nahm zwei Schlucke. Er liebte Whiskey. Er zog die Hose an. Er dachte an gar nichts. Horny Bill, Art Meyer und The Ghee zogen sich oben um. Die sollten eigentlich auch was zu trinken haben. Herrgott, warum hatten sie auch bloß diese eine Flasche.

„Nachdem die Hochzeit vorüber war stiegen sie in John Koteskys Ford und fuhren über die Hügelstraße zum See hinunter. Nick gab John Kotesky 5 Dollar, und Kotesky half ihm, das Gepäck hinunter zum Ruderboot zu tragen. Sie schüttelten beide Kotesky die Hand, und dann fuhr der Ford die Straße hinauf zurück. Sie konnten ihn noch lange hören.

Nick fand die Ruder nicht, die sein Vater unter den Zwetschgenbäumen hinter dem Eisschuppen für ihn versteckt hatte, und Helen wartete unten am Boot auf ihn. Endlich fand er sie doch und trug sie zum Ufer hinunter.

Man brauchte lange, um im Dunkeln über den See zu rudern, Die Nacht war schwül und drückend. Sie sprachen beide nicht viel.

Als sie sich dem Ufer näherten, legte sich Nick in die Riemen, sodass das Boot ein Stück den sandigen Strand hinauf glitt. Er zog es noch höher, und Helen stieg aus. Nick küsste sie. Sie erwiderte den Kuss, küsste ihn fest, so wie er es sie gelehrt, hatte, mit leicht geöffneten Lippen, damit ihre Zungen miteinander spielen konnten. Sie hielten sich eng umschlungen, und dann gingen sie zur Hütte hinauf. Lang und dunkel lag sie da. Nick schloss die Tür auf und ging zum Boot zurück, um die Sachen zu holen. Dann zündete er die Lampen an, und gemeinsam sahen sie sich in der Hütte um.

Die Einladung der Schulleiterin

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